Im Laufe der Hausplanung habe ich mich viel mit dem Thema "Belüftung" auseinander gesetzt. Ich habe viel gelesen und gebe nun einmal meine Meinung ab. Jeder mag selbst die Quellen prüfen bzw. meiner Argumentation folgen oder nicht. Am Ende ist es ja nur meine Meinung, da ich in diesen Themen keine Ausbildung o.ä. genossen habe.

Belüftung JA oder NEIN

Warum beschäftigt man sich heute überhaupt mit dem Thema Belüftung? Früher gab es das nie... ganz einfach weil heutzutage durch die Energiesparverordnung immer "dichtere" Häuser gebaut werden MÜSSEN. Viele Leute denken, dass man sich dies aussuchen könnte und das nur wegen günstigerer Kredite (KfW Programm), langfristigen Kosteneinsparungen, dem grünen Gewissen wegen etc. macht. Dem ist aber nicht so. Man muss für Neubauten immer niedrigere Wärmebedarfswerte erfüllen, und ein entscheidener Faktor dabei ist die Gebäudehülle. Auf die Werte will ich hier nicht eingehen, da man die eh als normaler Mensch nicht nachvollziehen kann. Nur so viel: Es gibt einen Maximum-Wert den man an "Energie" noch verbrauchen darf. Bei Unterschreitung dieses Wertes kriegt man von der staatlichen KfW aktuell noch günstige Kredite.

Die "Dichte" einer Gebäudehülle ist dabei etwas missverständlich, da man allgemein damit immer "Luftdicht" verbindet und unsere Eltern/Großeltern zu Recht entgegenen, dass ihre Häuser auch nich undicht waren. Und genauso muss man keine direkte Angst haben, dass ein energieeffizientes Haus nun per se total stickig und muffig ist! Die Wände sind nur besser abgedichtet, in der Regel durch mehrschichtige Aufbauten und zusätzlichen speziellen Dämmmaterialien. Über Wandaufbau und Dämmmaterialien könnte ich jetzt auch einen Vortrag halten, finde ich schlussendlich nicht so spannend. Kurz: Ein guter (massiver) Wandaufbau besteht aus einer Porenbeton-Stein Schicht innen (so 18cm dick), dann kommt ne Dämmung, z.B. aus Mineralwolle, zw. 10 und 18cm dick, dann ein wenig Luft (1-2cm), dann kommt das Außenmauerwerk (Verblendstein/Klinker). Bei Putzfassaden hat man oft ein Wärmedämmverbundsystem, dass ersetzt die oben beschriebenen Schichten Dämmung, Luft, Stein in einem Rutsch (und is so ca. 16-18cm dick). Beide Varianten dämmen gut. Die WDVS Variante ist günstiger.

Nun, was ist nun großartig anders als früher? Die in der Regel massiven Wände waren früher einfach nicht gedämmt, d.h. man hatte eine reine "Steinwand" sage ich mal vereinfachend. Ob mehrschalig oder nicht is jetzt mal egal. Durch die heutige Dämmung wird ein Wärmeverlust von innen nach außen in großem Maße verhindert. Das ist im Winter klasse, denn vereinfacht kann man sagen: Früher lief die Heizung auf Stufe 3-4 im Dauerfeuer-Modus wenn es kalt war. Heute reicht Stufe 2. Is wie ne warme Daunenjacke so ne Dämmung.

So weit so gut. Aber wenn ich frische Luft haben will, was mach ich dann? Fenster auf? Dann kann ich mir die Dämmung ehrlich gesagt auch sparen. Die kalte Luft müßte ich dann unabhängig von der Fassade neu beheizen. Zudem setzt man in Niedrig-Energiehäusern in der Regel Fussbodenheizungen ein, die auch nicht so schnell die Temperatur hochheizen können wie klasssiche Heizkörper. Man muss das als Gesamt-System sehen, und da passen offene Fenster im Winter einfach nicht rein.

Ergo stellte sich die Frage: Wie kriege ich Luft ins Haus, ohne die Fenster ständig aufzureißen?

Mit einer Belüftung! Daher war für mich die Antwort klar: Belüftung JA.

Die zwei Arten einer Belüftung

Das grobe "Warum" habe ich ja oben beantwortet. Und um kurz Missverständnisse zu vermeiden: Eine Belüftung ist keine Klima-Anlage. Im Sommer hilft die Belüftung überhaupt nicht, die Temperatur zu senken. Es geht wirklich darum, frische Luft in das Haus zu bekommen, ohne die Fenster zu öffnen. Es geht nicht um die Temperatur.

 

Nun wird man im Laufe der Hausplanung ja oft bei Viebrock landen, und sei es nur um zu gucken. Dort wird so eine "Gesamt-System-Lösung" propagiert, die mich zum Studieren des Themas gebracht hat und erst dann langsam zum kleinen Experten hat reifen lassen. Denn das System von Viebrock kann man logisch nicht nachvollziehen, wenn man sich eingehend damit beschäftigt. Da gehe ich aber im Heizungs-Teil drauf ein, da es bei Viebrock wie gesagt ein Gesamtsystem ist, das mehr mit der Heizung zusammenhängt. Nur hier kurz: Viebrock nutzt ein DEZENTRALES Belüftungssystem. Im Gegensatz dazu gibt es als Alternative ein ZENTRALES Belüftungssystem.

Das sind die beiden Arten, von denen ich kurz berichten möchte.

Um es bildhaft zu beschreiben: In einem zentralen System sauge ich mit einem Rohr von außen Luft an und verteile es mit einem großen, verzweigten Röhrensystem im Haus in die einzelnen Räume. Genauso ziehe ich aus mehreren Räumen Luft ab und führe diese an einem Ausgangspunkt nach draußen. Ich habe also 2 Öffnungen in der Gebäudehülle, eine für Zu-Luft, eine für Ab-Luft.

Ein dezentrales Sytem bedeutet, dass die Zu-Luft-Zuführungen in einzelnen Räumen isoliert angebracht sind. Das bedeutet, ich bohre von außen in jeden Raum den ich belüften möchte, ein Loch, bringe da ne Klappe und nen Luftfilter an, fertig. Wenn ich jetzt frische Luft möchte, öffne ich die Klappe. Ich schreibe hier absichtlich nichts von "ansaugen" oder ähnlich, denn ein dezentrales System nutzt in der Regel die Physik aus. Das bedeutet, dass man an einem Punkt im Haus einen Ventilator einsetzt, der aus Küche und Bad die Luft absaugt. So entsteht ein Unterdruck im Haus und durch die offenen Löcher der dezentralen Lüftung wird in die Zu-Luft-Räume frische Luft reingesaugt.

Beide Systeme gibt es noch etwas ausgetüftelter mit Wärmerückgewinnung, d.h. man nutzt die Wärme der verbrauchten Abluft und führt diese der Frischluft oder der Heizung zu.

Das dezentrale System erfordert durch die wenigen und nur kurzen Rohre viel weniger Installationsaufwand und ist daher viel günstiger. Das zentrale System eigent sich wenn überhaupt nur für einen Neubau, da die vielen Rohre im Estrich verschwinden sollten. Zur Sanierung von älteren Gebäuden ist daher dezentral gesetzt.

ABER: Zum Neubau gibt es da kontroverse Diskussionen zu. Es gibt keine Wahrheit in dem Fall, aber für mich ist es vereinfacht gesagt einfach nur eine andere Art, "das Fenster aufzumachen". Ich bringe im Winter komplett kalte Luft rein, denn die Luft kommt direkt von der Außenwand in mein Zimmer. Beim zentralen System wird die Luft an einem Punkt angesaugt und durch das Röhrensystem, dass im Estrich neben den Leitungen der Fussbodenheizung liegt, wird die Luft bereits erwärmt bevor sie in die Räume gelangt. Zudem kann ich Wärme der Abluft klug am Eingangspunkt der kalten Zu-Luft nutzen und sie bereits vorab erwärmen. Die Effizienzgrade sind hier höher als bei einer dezentralen Lüftung.

Was mich aber noch mehr gestört hat: Sollte ich mal doch ein Fenster öffnen wollen, geht das dezentrale System sofort in die Knie. Denn es funktioniert nur bei Unterdruck im Haus. Und ich kann nur schwer die Stärke der Luft-Zufuhr beeinflussen, es  kann also auch mal bei Wind ziehen und zischen. Beim zentralen System habe ich einen eigenen Ventilator für die Zuluft, den ich regeln kann. Ich kann also mit der Fernbedienung im Wohnzimmer sitzen und die Lüftung hoch oder runterstellen. Es gibt zwar auch viele Tricks für dezentrale Lösungen, aber überzeugen konnte mich das nicht. Insbesondere die vielen Löcher in meiner teuren Fassade waren für mich einfach nicht akzeptabel.

Aber insgesamt ist egal welche Lösung man nimmt,  auf jedenfall besser als gar keine Lüftung! Denn allein die gefilterte Luft und die stetige Luftzufuhr sind ein Segen fürs Gebäude (Schimmel ade) und seine Bewohner (Allergie/Pollen was ist das?) .