Wärmepumpe ja oder nein?

Im Laufe der Haus-Planung kommt man irgendwann zu einem grundsätzlichen Punkt: Wie energiesparsam soll das Haus denn werden?

Da die KfW Bank das besondere sparsame Heizen auch noch so fördert, schaut man schon mal 2mal hin welchen "KfW Standard" man hinbekommt. Um es vorweg zu nehmen: Man kann mit vielen Komponenten Energie sparen um bestimmte Kriterien zu erfüllen. Nur werden einige speziell vom Staat bevorzugt, nämlich die sogenannten "regenerativen" Energieerzeuger. Daher werden Wärmepumpen-Systeme, die ihr eEnergie aus dem Erdreich oder der Luft oder dem Wasser ziehen, bevorzugt gegenüber Systemen mit fossilen Brennstoffen (Gas und Öl). Das Thema Pellet-Heizung und Blockkraftwerke/Fernwärme nehme ich hier mal aus, da ich mich damit nicht eingehend beschäftigt habe.

Für mich kam nach den ersten Wochen nur ein Wärmepumpensystem oder Gas in Frage. Dabei steht bei mir der ökonomische Aspekt im Vordergrund, ökologisch ist mir erst mal schnuppe. Durch die Firma Viebrock mit ihren 3-Liter-Häusern kommt man schnell in Kontakt mit der "Luft-Wärmepumpe" in Verbindung mit Solarthermie. Die Grund-Idee: Ich entziehe der Außenluft Wärme und erhitze damit einen Tank voller Wasser, dass mir wiederum zum Heizen und für Warmwasserbedarf zur Verfügung steht. Durch sehr energiesparende Wände/Dämmungen, gut gedämmte Fenster und eine Flächenheizung (Fussbodenheizung) reicht mir diese Energie dann, um komfortabel zu leben. Im Bereich Lüftung habe ich das Viebrock-System schon etwas beleuchtet, und auch hier schieße ich nur kurz darauf: In Deutschland, besonders im Norden mit seinen vielen windigen und kalten Tagen, halte ich das System für ungeeignet. Aus der kalten Luft kann das System im Winter, genau dann wenn man die Wärme der Heizung doch am meisten braucht, kaum was rausziehen an Energie. Wenn das System dies bemerkt, heizt es mit einem Heizstab nach. Ach ja, wenn man das System mit Solar-Thermie hat, wird noch versucht aus der Sonnenenergie Wärme zu ziehen, aber auch das ist im Winter eher mau (wann scheint die Sonne da schon kräftig?!). Also Heizen mit dem Heizstab. Das bedeutet letztendlich, dass man einen Stab mit Strom erhitzt und der das Wasser im Tank erhitzt. Es gibt dazu ein schönes Forum, den Haustechnikdialog. Einfahc mal suchen und da 1,2,3 Viebrock eingeben. Dort berichten viele wütende Viebrock-Haus-Besitzer über ihre horrenden Stromrechnungen im Winter. Aber damit man das nicht falsch versteht, das System funktioniert. Nur ist es bei einem kalten Winter ökonomisch riskant, je nach entwicklung des Strompreises. Nachteilig finde ich noch immer, dass man durch das dezentrale Lüftungssystem kalte Luftströme ins Haus holt. Aber ich bin auch kein Freund von offenen Fenstern im Winter.

 

Als Alternative zu diesem "Luft-System" gibt es die Erd-Wärme-Wärmepumpe. Die Idee ist ähnlich, nur dass man sich die Energie aus der Erde holt. Das ist viel viel cleverer als die Luft-Idee, da die Erde bereits in knapp 1-2m Tiefe eine relativ konstante Temperatur hat. Im Sommer ist es dort kühler, aber im Winter ist es wärmer als an der Oberfläche. Aus dieser Differenz kann man sozusagen einen Gewinn rausschlagen und den Überschuss an sein Heizwasser abgeben. Eine sehr smarte Idee. Dabei gibt es zwei Varianten, zum einen kann man in relativ geringer Tiefe mehrere Metallarme mit Kühlflüssigkeit legen, die dann wie ein Spinnennetz die Wärme aufnehmen. Oder man bohrt einen sehr tiefen Schacht und führt nur eine sehr lange Leitung hinab und wieder hoch, so bis an die 100m. Der Vorteil von letzterer Variante ist, dass je tiefer man kommt, die Temperatur zum einen noch mal wärmer ist, und insbesondere zu 100% konstant. Bei der Flächen-Kollektorenvariante hat man wenn man einen sehr kalten frostigen Winter erwischt, das Risiko dass die Temperatur doch von der Kälte von oben beeinflußt wird.

Warum nimmt man nun die Luft-Variante oder die Flächenkollektoren-Variante überhaupt? Genau, weil sie natürlich günstiger sind :-) Die Luftwärmepumpe is natürlich am billigsten, denn man muss ja nichts machen. Das Luft-Ansaugen is ja quasi im Lüftungssystem schon mit drin. Die Flächenkollektoren sind auch eher simpel und man muss nicht sehr tief buddeln. Die Tiefen-Sonde ist das beste System, aber halt teuer. eine bohrung kostet locker mal 10.000€, und dann hat man nur ein Loch. Dazu kommt dann das System, so dass man mal eben so bei 20-25 Tsd Euro rauskommt für die "beste" Variante.

 

Kritisch möchte ich noch für die Zukunft anmerken, dass dieses System noch nicht so alt ist, d.h. man weiß noch nicht wie das Erdreich darauf reagiert wenn man ihm über Jahre die Wärme entzieht. Es gibt erste Berichte, die davon sprechen, dass in Neubaugebieten mehrere Häuser nebeneinander mit Erdwärme Tiefensonden das Erdreich schnell ausgekühlt haben, so dass die ganzen Effizienzrechnungen leider nicht mehr hinkommen. Und in einigen Jahren müssen vielleicht an anderen Stellen Ersatzbohrungen vorgenommen werden (und wieder 10 Tsd weg). Aber wie gesagt, da gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse, weder negativ noch endgültig positiv.

Warum wir uns für Gas entschieden haben

Freunde von mir haben das Erdwärme-System mit Tiefensonde gebaut und sind auch sehr zufrieden damit. Daher war das für mich immer eine Alternative. Allerdings bin ich wie gesagt hauptsächlich ökonomisch da ran gegangen. Und da scheiden sich die Geister. Einem Invest von ca 25 Tsd Euro für Erdwärme steht eine Investition für eine gute Gas Brennwert-Therme von ca 5.000€ + ca 2.000€ Anschlusskosten gegenüber. Ich muss also so rund 20 Tsd Euro wieder reinholen und ich muss die Investitionskosten ja erst mal finanzieren (=Zinsen). Dazu gibt es schöne Analysen, beispielweise von casando den heizungs-ratgeber (wieder einfach googeln). Die Wärmepumpen-Systeme kosten auf jedenfall Strom, da die Kühlflüssigkeit ständig gepumpt wird und im Zweifel der Heizstab einspringen muss. In der Regel sollten die monatlichen Kosten jedoch nahe Null liegen. Die Gas-Therme braucht natürlich Gas. Bei einem gut gedämmten Haus wird das jedoch nicht so viel sein. Nehmen wir mal 100€ pro Monat im Schnitt an, also 1.200€ im Jahr. Dann muss ich das vergleichen mit den Mehr-Finanzierungskosten der Erd-Wärmepumpe (sagen wir mal 20.000€ * 3% Zins = 600€ im Jahr). Wenn ich jetzt erst mal davon ausgehe, dass ich durch die Erdwärme gar keine monatlichen Kosten habe, sind das also 600€ "Gewinn" pro Jahr. Um die 20.000€ zu erreichen, müßte ich dafür aber über 30 Jahre heizen (die Rechnung ist stark vereinfacht, aber ich glaube es ist klar worauf ich hinaus will). Selbst wenn der Gasverbrauch höher bzw. teurer ist, muss ich mir das sehr gut überlegen.

Ich habe in einer konservativen Rechnung so ein Break-Even bei ca 20 Jahren simuliert, und das war mir zu lang hin. Nach 20 Jahren muss ein Energiesystem womöglich eh ausgetauscht werden, so dass ich vom "Gewinn" der dann ja erst kommen würde, gar nichts habe. Diese Wette erschien mir riskanter als das Risiko eines arg steigenden Gaspreises. Der würde natürlich meine Rechnung kaputt machen. Da die Vorkommen aber noch riesig sind, zumal in den USA gerade neue riesige Gas-Quellen erschlossen werden, denke ich nicht dass es in den nächsten 20 Jahren dazu kommt. Dazu ist die Technik jetzt ausgereift, und ich bekomme durch die guten Verbrauchswerte und meine Gebäudehülle auch so ein KfW55 Haus hin.

Und vielleicht gibt es in 10-20 Jahren ein ganz neues Energiesystem...dann wechsel ich gerne. Aber bis dahin ist mir das alles zu teuer vom Anfangs-Invest.

 

Zudem kann man ja auch nicht endlos finanzieren, die monatliche Rate muss ja vernünftig sein. Und was anderes wegstreichen will man ja auch nicht unbedingt. Also wird es eine extrem effiziente und niedrig taktbare Gas-Brennwert-Therme. So!

 

Ach ja, wie gesagt ist das eine rein ökonomische Betrachtung. Ökologisch ist Erdwärme natürlich besser als Gas.

Die Luft-Wärmepumpe wird übrigens auch von Ökologen harsch kritisiert, da sie im Winter ja vielfach durchgehend mit günstigem "Sonder-Tarif-Strom" = Kohle- und Atomstrom heizt. Die ist nicht mal ökologisch sinnvoll :-)